„Mir ist soooooo langweilig!“, genervt steht meine Vierjährige vor mir, neben ihr die kleinere Schwester. Die Hände in den Hüften mit angespanntem Gesichtsausdruck. Es regnet schon den ganzen Tag. Und irgendwie will nicht so richtig Wochenendstimmung aufkommen. Was also tun?
Wir setzten uns also gemeinsam hin und überlegen, was sie nun machen könnte. Die kleinere Schwester flitzt gleich los und kommt mit ihrem Lieblingsspielzeug wieder. Und schwupps sind beide unterwegs. Ab ins Kinderzimmer und dann höre ich sie quasseln…
Langeweile zwischendurch. Ja, sie darf aufkommen und natürlich weiß ich, dass es nicht immer so einfach ist, sie auszuhalten. In unserer heutigen Welt ist der Raum für Langeweile kaum noch gegeben. Technische Geräte ermöglichen es uns dauerhaft beschäftigt zu sein.
Doch wozu ist Langeweile denn gut? Was bewirkt sie?
In dem Moment, in dem Langeweile aufkommt, fangen wir an kreativ zu werden. Wir überlegen, was wir als nächstes Machen könnten und beginnen unseren Ideen zu sammeln und aus ihnen etwas zu machen. Es ist also eine innere Kraft, die uns aktiv werden lässt. Wir müssen dazu unsere Aufmerksamkeitsleistung bewusst auf das Finden einer neuen Tätigkeit lenken. Dies braucht seine Zeit. Nach und nach können die aufkommenden Ideen zu unserer neuen Beschäftigung heranwachsen. Für unsere Kinder bedeutet dies, sie finden ein Spiel, welches sie in diesem Moment erfüllt. Sie erfahren ihre Selbstwirksamkeit und können so Stück für Stück ihr Selbstbewusstsein stärken. Geschieht das, so wirkt sich die Tätigkeit entspannend auf die Psyche aus.
Manchmal ist der Weg dorthin steinig. Vor allem dann, wenn du gerade erst damit begonnen hast Langeweile einen Raum zu geben. Meist kommt es zunächst zu Frust, denn das Gefühl nicht zu wissen, was man machen könnte, ist ein sehr unangenehmes, ja teilweise auch völlig ungewohntes. Wenn du das Gefühl hast, dass Langeweile dein Kind eher frustriert, als zu kreativen Taten anregt, dann benötigt es möglicherweise Begleitung. Nimm dir Zeit, um mit ihm gemeinsam das Gefühl auszuhalten. Versuche dabei das Gefühl zu begleiten und deinem Kind zu zeigen, dass es nicht alleine ist. Stelle ihm offene Fragen, damit der Gedankenprozess mit der Frage „Was könntest du denn spielen?“ in Gang kommen kann. Und ganz, ganz wichtig: gib deinem Kind Zeit, denn diese benötigt es, um seine Ideen in die Tat umzusetzen. Das Erarbeiten von Problemlösungsstrategien ist ein Prozess. Für unsere Kinder, aber manchmal auch für uns, bedeutet dies, dass es anfänglich schwer ist und mit der Zeit uns immer leichter fällt.
Für uns Erwachsene und vor allem für uns Eltern ist es gut zu wissen, dass Langeweile grundsätzlich nichts Schädliches ist. Richtig begleitet kann aus ihr Kreativität und Selbstbewusstsein entstehen. Unsere Kinder lehrt sie Geduld und hilft bei dem Aufbau von Lösungsstrategien. Sie hilft, sich Gedanken über die Umwelt und das eigene Handeln darin zu machen. Lernen wir Langeweile angemessen zu nutzen, so ist sie ein Motor, der unser kreatives Handeln voranbringt.
Langeweile...
... Erhöht unsere Kreativität und regt das Finden von Ideen an.
... hilft uns, unsere Aufmerksamkeit zu bündeln und gezielt einzusetzen.
... braucht Zeit, die im ersten Moment "leer" wirkt und gefüllt werden muss.
... fördert die Spielfähigkeit unserer Kinder.
... hilft ein positives Selbstkonzept aufzubauen.
... bedeutet auch, dass wir mit Frust umgehen müssen. So lernen wir, unsere Frustrationstoleranz heraufzusetzen.
... hilft uns, Problemlösungsstrategien zu finden.
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