Das eigene Baby im Tuch oder in der Trage durch die Welt zu bewegen gehört zu den natürlichsten Dingen der Welt. Heutzutage sieht man zunehmend mehr Traglinge, die eng an die Eltern gekuschelt die Welt erkunden.
Keine Frage, richtiges Tragen fördert die Bindung zwischen Eltern und Kind. Es verhilft dem Baby sich in seiner Umwelt zu orientieren und nach und nach zurecht zu finden.
Doch, leider sehen wir immer wieder Babys, die mit Blickrichtung nach vorne in ihrer Trage oder ihrem Tuch stecken. Ein paar Mal hebe ich Eltern angesprochen und so gut wie immer gehört: „Sie möchte mehr Sehen“ – doch stimmt das wirklich?
Es gibt viele Gründe, die gegen ein vorwärts gerichtetes Tragen sprechen. Die wichtigsten hier auf einen Blick:
In der Trageposition mit Blickrichtung nach Vorne kommt es zu einem starken Druck auf den Genitalbereich des Kindes.
Die Hüfte des Babys wird in eine unphysiologische Position gebracht, da sie überstreckt ist.
Die Wirbelsäule wird in eine aufrechte Position gebracht, welche für Babys im ersten Lebensjahr noch völlig unnatürlich bis hin zu schädlich ist. So treffen Stöße und Erschütterungen auf die kindlich-weichen Strukturen des Skelettsystems und verursachen im schlimmsten Fall bleibende Schäden.
Babys, die beim Tragen nach vorne schauen bekommen unheimlich viele, oftmals zu viele. Dieser Reizüberflutung sind die Kleinen schutzlos ausgeliefert. Sie haben keine Möglichkeit, sich an das Elternteil zu kuscheln, wenn ihnen alles zu viel wird.
Der Kontakt zum Tragenden ist nur in sehr geringem Maße vorhanden. Der Tragende kann bei der Blickrichtung nach vorne nicht sehen, ob das Kind Angst hat, ob es müde ist oder ob es überreizt ist.
Doch wie soll es denn nun aussehen?
Richtig in der Trage angekommen sollten die Beine und der Po des Babys in die Anhock- Spreiz- Haltung gelangen: dabei sind die Knie sind höher gelagert als der Po, die Hüfte des Babys rutscht nach vorn. Idealerweise sollte der Mittelsteg der Babytrage breit genug sein, sodass er von Kniekehle zu Kniekehle reicht. Die Beine des Babys sind nun um rund 90° gespreizt und im Winkel von 100-110° angehockt.
Die Position auf der elterlichen Brust sollte „Close-to-Kiss“, also Kopfkusshöhe haben.
Achte stets auf freie Atemwege und darauf, dass der Oberkörper des Babys lehnt an den des Trägers.
Der Rumpf ist durch die Trage/ das Tuch geschützt, wenn sie die richtige „Festigkeit“ besitzt. Das heißt, sie sollte nicht zu locker sitzen, damit ein unnötiges Herumrutschen erst gar nicht zustande kommt.
Hinsichtlich der Rückenposition sollte auf ein aufrechtes Tragen mit altersgemäßer Rundung des Rückens geachtet werden. Die Wirbelsäule des Babys entwickelt erst innerhalb der ersten 10 Lebensmonate nach und nach die bei einem Erwachsenen zu findene Doppelte-S-Form.
Worauf muss ich sonst noch achten, wenn ich mein Baby trage?
Jedes Baby hat seine ganz eigene Meinung zum Thema getragen werden. Einige lieben es stundenlang, andere wiederum genießen es eher in kurzen Zeitabschnitten. Für uns als Tragende sollte es ebenfalls als angenehm empfunden werden, die Nähe zu unserem Kind so zu genießen.
Hin und wieder benötigt jedes Baby auch einfach mal einige Zeit für sich, in der es auf seiner Spieldecke liegt und den eigenen Körper entdecken kann.
Es ist also unheimlich individuell, wie die Tragebeziehung zwischen Eltern und Kindern aussieht.
Auch bei der Frage, welche Trage oder welches Tuch denn nun zu euch als Eltern passt, gibt es keine Standard-Antwort. Sie ist genauso individuell, wie ihr selbst. Am allerbesten lässt sich ein Tragetuch anpassen. Es passt mit seinen vielen verschiedenen Bindeweisen ideal zu jeder Entwicklungsstufe. Wem das Tuch eher zu umständlich ist, der kann natürlich auf eine Trage zurückgreifen. Es gibt mittlerweile eine große Auswahl an verschiedenen Produkten. Idealerweise probiert ihr aus, welche zu euch und eurem Nachwuchs passt.
Es sei auch angemerkt, dass es Babys gibt, die so rein gar nichts vom Tragen halten. Bei diesen Kindern könnt ihr wunderbar über gemeinsame, ganz individuelle Kuschelmomente ein gutes Bindungsverhalten herstellen. Denn, so bunt wie unsere Welt, so unterschiedlich stark ausgeprägt sind die Bedürfnisse unserer Kinder.
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